Karl Liebknecht geboren am 13. August 1871 - ermordet am 15. Januar 1919
Nach 16 Jahren Mitgliedschaft in der SPD - ausgeschlossen
nach 15 Tagen Mitgliedschaft in der KPD - ermordet
Karl Paul August Friedrich Liebknecht wurde als zweiter der fünf Söhne Wilhelm Liebknechts, der mit August Bebel seit 1860 zu den führenden Köpfen der sozialdemokratischen Partei (ab 1875) und ihrer Vorläuferorganisationen gehörte, in Leipzig geboren. Karl wurde evangelisch in der Leipziger Thomaskirche getauft. Zu seinen Taufpaten gehörten - auf schriftlichem Wege - Karl Marx und Friedrich Engels.
Er studierte Jura und Wirtschaftswissenschaften („Kameralwissenschaften“) in Berlin. Examen 1893. Anschließend freiwilliger einjähriger Wehrdienst bei den Pionieren. Die Suche nach einer Referendarstelle gestaltete sich für den Sohn des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten nahezu unmöglich. Während der Suche nach einer Referendarstelle schrieb er seine Doktorarbeit an der Universität Würzburg (Examen 1897). Schließlich fand er auch eine Referendarstelle und legte sein Zweites Examen 1899 ab. Anschließend gründete er mit seinem Bruder Theodor eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin (Chausseestr. 121).
Erst danach – man hätte ihn als SPD-Mitglied weder zum Jurastudium noch zum Referendarexamen zugelassen - konnte er 1900, im Todesjahr seines Vaters Wilhelm (gest. am 7. August 1900), in die SPD eintreten.
Seit 1902 gehörte er bis 1913 der Stadtverordnetenversammlung, von 1908 bis 1916 auch dem Preußischen Abgeordnetenhaus an. Nach zwei vergeblichen Kandidaturen (1903 und 1907) vertrat er den „Kaiserwahlkreis“ Potsdam-Spandau bis zu seinem Parteiausschluss im Jahre 1916 als Reichstagsabgeordneter (1912 bis 1916).
Liebknechts politischer Kampf galt dem Militarismus, vor allem in seiner preußischen Ausprägung. Als Rechtsanwalt verteidigte er vor allem Rekruten gegen Misshandlungen im preußischen Militär. Das führte ihn zu engen Kontakten zu den sozialistischen Jugendorganisationen in Europa. Seine für die sozialistische Jugendarbeit verfasste Schrift „Militarismus und Antimilitarismus unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Jugendbewegung“ begründete seine Wahl 1907 zum Präsidenten des Verbindungsbüros der sozialistischen Jugendorganisationen in Wien.
Weil er in dieser Schrift der Verhinderung eines Krieges als Aufgabe der internationalen Arbeiterbewegung Vorrang einräumte und daher auch die absolute Gehorsamspflicht der Soldaten infrage stellte, wurde er im November 1907 wegen Hochverrats zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt.
Wie der Ausbruch eines solchen Krieges seitens der Organisationen der Arbeiterbewegung verhindert werden könnte, stand im Zentrum der Debatten auf dem 7. und einzigen auf deutschem Boden durchgeführten „Internationalen Sozialistenkongress“ 1907 in Stuttgart. Die Ausrufung eines Massenstreiks hielten August Bebel und Georg von Vollmar für ausgeschlossen, insbesondere wenn bereits das Kriegsrecht ausgerufen worden sei. Allein die Zustimmung zu einem solchen Beschluss des Kongeresses, so befürchteten sie, könnte in Deutschland zu einem erneuten Verbot der SPD führen. Es kam deshalb nur zu einem Formelkompromiss, dass die nationalen Organisationen „die ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel“ wählen sollten.
Es gelang jedoch Lenin, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und dem Vertreter der russischen Sozialdemokratie (Menschewiki) Julius Martov, einen Zusatz durchzusetzen, der die Verpflichtung vorsah, im Kriegsfall den Sturz der kapitalistischen Herrschaft beschleunigt voranzutreiben:
„Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, sind sie verpflichtet, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, um die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise zur politischen Aufrüttelung der Volksschichten und zur Beschleunigung des Sturzes der kapitalistischen Klassenherrschaft auszunutzen.“
Als das Deutsche Reich am 1. August 1914 mehreren Staaten gleichzeitig den Krieg erklärte und die Regierung Bethmann-Hollweg entsprechende Kriegskredite im Reichstag beantragte, fiel Liebknecht dadurch auf, dass er am 3. August 1914 gemeinsam mit einem guten Dutzend Gleichgesinnter in der Reichstagsfraktion gegen die Bewilligung der Kriegskredite votierte. Die Mehrheit der Fraktion hingegen glaubte den Reden Kaiser Wilhelm II, dass er nunmehr keine Parteien, sondern nur noch Deutsche kenne, und den Versprechungen des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg, während des Krieges keine innenpolitischen Auseinandersetzungen zu führen („Burgfriedenspolitik“).Während Liebknecht am 4. August noch mit der Fraktion gestimmt hatte, votierte er am 2. Dezember 1914, als die Weiterbewilligung zur Abstimmung stand, gegen selbige. Die Folge: Er wurde im Februar 1915 eingezogen. Damit unterstand er dem Militärrecht. Ihm war außerhalb des Reichstags jegliche politische Agitation verboten.
Die sozialdemokratischen Gegner der Bewilligungspolitik, mittlerweile auf mehr als ein Viertel der Fraktion angewachsen, schlossen sich als innerparteiliche Opposition 1915 zur „Gruppe Internationale“ zusammen und veröffentlichte inunregelmäßigen Abständen die „Spartakusbriefe“. Als Liebknecht am 1. Mai 1916 auf einer Kundgebung in Berlin mit der Parole auftrat „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“ wurde er wegen Verletzung der „Burgfriedenspolitik“ aus der Fraktion ausgeschlossen, von der Regierung angeklagt und zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Zu den Reichstagssitzungen wurde er jeweils nach Berlin transportiert, blieb aber fraktionslos. Als er Ende Oktober 1918 aus Anlass einer allgemeinen Amnestie aus dem Zuchthaus entlassen wurde, betrieb er die Umbenennung der Gruppe Internationale am 11. November in „Spartakusgruppe“. Dies war verbunden mit einer Ausrichtung der Politik an der russischen Oktoberrevolution. Aus der „Spartakusgruppe“ wurde in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar 1919 die „Kommunistische Partei Deutschlands“. Die Bolschewiki ihr Vorbild, insbesondere hinsichtlich der Notwendigkeit eines bewaffneten Umsturzes
Das Parteiorgan der KPD, die „Rote Fahne“, rief konsequenterweise zum „Spartakusaufstand“ am 8. Januar 1919 auf. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden per Steckbrief in der ganzen Stadt gesucht. Zu ihrer Ermordung wurde aufgerufen. Am 15. Januar 1919 wurde ihr Versteck in der Mannheimer Straße verraten, ihre Festnahme durch die „Wilmersdorfer Bürgerwehr“ an Gustav Noske gemeldet, der die weitere „Behandlung“ der Gefangenen dem Kavallerie-Garde-Schützen-Division mit Quartier im Hotel Eden überließ.
Am Abend des 15. Januar wurde er am „Neuen See“ im Tiergarten erschossen. Ende Januar wurde er gemeinsam mit 31 während des Aufstands Getöteten auf dem Armenfriedhof Friedrichsfelde unter großer Anteilnahme beerdigt. Die Gräber wurden 1941 eingeebnet. Als man seine sterblichen Überreste 1950 in die „Gedenkstätte der Sozialisten“ auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde überführen wollte, stellte sich heraus, dass diese nicht mehr dort waren, wo sie vermutet wurden. Die Grabplatten von Liebknecht und Luxemburg hatten jedoch versteckt gerettet werden können.
In West-Berlin wurden 1987 während der Regierungszeit von Eberhard Diepgen (CDU) mit der FDP ihm – am Neuen See - und Rosa Luxemburg – an der Zoobrücke – Denkmale gesetzt.