Eduard Bernstein (6. Januar 1850 – 18.12.1932)

Veröffentlicht am 04.01.2024 in Geschichte

An ihm schieden sich um die Jahrhundertwende 1900 und scheiden sich bis heute die Geister: War sein „Revisionismus“der sozialistischen Idee förderlich oder schädlich?

Bernstein erlangte nach seinem Eintritt bei den „Eisenachern“ schnell heblichen Einfluss innerhalb der SDAP. Mit August Bebel und Wilhelm Liebknecht war er entscheidend an der Vorbereitung des Gothaer Vereinigungsparteitages von SDAP und der ADAV 1875 beteiligt. Nach dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes und dem Verbot der SAP arbeitete er in der Schweiz als Redakteur des „Sozialdemokrat“. 1888 musste er auf Betreiben der preußischen Regierung, die ihn per Haftbefehl verfolgte, die Schweiz verlassen und ging nach London, wo er mit Engels zusammenarbeitete.

Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 erarbeitete er gemeinsam mit Karl Kautsky das von der nunmehr in SPD umbenannte Partei 1891 das „Erfurter Programm“. Das Programm kennzeichnete einen ersten im wesentlichen von Kautsky verfassten theoretischen Teil, der anhand Marxscher Kategorien die historische Notwendigkeit einer Revolution der Arbeiterschaft prognostiziert und einen zweiten, von Eduard Bernstein formulierten und auf konkrete Reformziele ( u.a. allgemeines und gleiches Wahlrecht, Gleichstellung der Frau, internationale Arbeiterschutzgesetzgebung) gerichteten Teil.

Bernstein, der erst 1901 nach Aufhebung des gegen ihn gerichteten Haftbefehls nach Preußen zurückkehren konnte, folgerte aus dem Kampf um Reformen, dass sich die die Situation der Arbeiter schrittweise von der noch von Marx und Engels angenommenen Verelendung unterscheiden würde: Die schrittweise Besserstellung insbesondere der ausgebildeten Facharbeiter und Handwerker würde fordern, nicht einen revolutionären, sondern den evolutionären Sozialismus anzustreben. Deshalb sei eine ständige reformorientierte „Bewegung“ vorzuziehen gegenüber der Hoffnung auf eine revolutionär zu realisierendes Ziel . („Die Bewegung ist alles, das Ziel nichts“).