Käte Strobel (geborene Müller)

Veröffentlicht am 02.03.2024 in Geschichte

* 23. Juli 1907 in Nürnberg; † 26. März 1996 ebenda

„Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.“
(Käte Strobel 1959)

Die deutsche Jugend werde, einem bayrischen Ministerialrat zufolge, zu „einer Art sexuellem Harakiri“ verleitet. Die 1969 in sieben Landtagen vertretene NPD vermutete als „chaotischen Endzweck“ gar mittels Pornografie Anarchie auszulösen.

Als die die Bundesgesundheitsministerin der ersten Großen Koalition (1966 – 1969) und von 1969 bis 1972 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit am 10. Juni 1969, den „Sexualkundeatlas“ der Öffentlichkeit präsentierte, befürchtete eine große Zahl den Zusammenbruch der Bundesrepublik, der nur durch massive Bautätigkeit verhindert werden könne: „Schutzmauern der Keuschheit“ empfahl die katholische Kirche. Ähnlichkeiten mit den jüngst propagierten „Brandmauern“ sind vor allem hinsichtlich der Durchlässigkeit offensichtlich. #eswar nicht ihr erster Tabubruch: Schon zwei Jahre zuvor hatte sie die Produktion des Aufklärungsfilms „Helga“, gefördert. Ein Film, der vor allem im Ausland große Beachtung fand.

Käte Strobels Auftreten bei der Vorstellung des als Schulbuch empfohlenen Atlas, mit Hornbrille, Perlenkette und hochgeschlossenem Kleid, täuschte über den politischen Mut einer Frau hinweg, die als viertes von sieben Kindern des Schuhmachers und späteren Stadtrates Fritz Müller und seiner Frau Anna, einer gelernten Köchin, in Nürnberg geboren worden war.

Bereits in ihrer Jugend war Käte Strobel in der Sozialdemokratie aktiv. So engagierte sie sich ab 1921 in der sozialistischen Jugendbewegung und war ab 1924 Mitglied der Kinderfreundebewegung, einer Vorläuferorganisation der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken. Bei den Kinderfreunden stieg sie bald zur Landesvorsitzenden auf, war ab 1932 auch Mitglied der Reichsleitung und behielt diese Positionen bis zum Verbot der Organisation durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933.

Von 1949 bis 1972 war Käte Strobel Mitglied des Deutschen Bundestages. 1949, 1953 und 1957 über die Landesliste Bayern gewählt, vertrat sie ab 1961 als direkt gewählte Abgeordnete den Wahlkreis Nürnberg, in dem sie zuletzt 47,1 % der Erststimmen erzielte, im Parlament.

Vom 27. Februar 1958 bis 26. Januar 1967 war sie auch Mitglied des Europaparlaments, wo sie von März 1962 bis März 1964 als Vizepräsidentin amtierte. Von März 1964 bis Januar 1967 war Strobel Vorsitzende der Sozialistischen Fraktion im Europaparlament.

Von 1972 bis 1978, nach dem Ende ihrer Bundestagszugehörigkeit, war sie Mitglied des Stadtrates von Nürnberg. Ihr wurde 1980 als erster Frau die Ehrenbürgerwürde ihrer Heimatstadt Nürnberg verliehen.

Käte Strobel starb am 26. März vor 28 Jahren im Alter von 89 Jahren.